Kinderwunsch? Dann bitte schon jetzt an Folsäure denken!

Redaktions-Service zur aktuellen Umfrage des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit

Frankfurt, 12. Juni 2025 – Folsäure ist wichtig für die gesunde Entwicklung des Kindes in der Schwangerschaft – das wissen laut einer aktuellen Umfrage* des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov 82 Prozent der befragten Frauen zwischen 16 und 45 Jahren. Doch nur jede Zweite (53 %) weiß, dass Folsäure wichtig ist, um das Risiko für angeborene Fehlbildungen (z. B. Neuralrohrdefekt) beim Kind zu senken. Aus dem Neuralrohr entwickeln sich Rückenmark und Gehirn. Die möglichen Fehlbildungen entstehen sehr früh: „Bereits nach der Empfängnis beginnen wichtige Zellteilungsprozesse im Körper. Kommt es in dieser Phase zu einer Unterversorgung an Folsäure, kann das Risiko für Neuralrohrdefekte wie eine Spina bifida steigen. In Deutschland ist etwa eine von 1.000 Schwangerschaften betroffen“, erklärt Dr. Anke Rißmann, Sprecherin des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit und Leiterin des Fehlbildungsmonitoring an der Universitätsmedizin Magdeburg. Für eine optimale Vorsorge sollte das Thema Folsäure schon bei bestehendem Kinderwunsch präsent sein. Daher ist es wichtig, bereits vor einer Schwangerschaft täglich mindestens 400 Mikrogramm Folsäure einzunehmen.

Eine ausreichende Folatversorgung kann helfen, das Risiko für Neuralrohrdefekte, wie Spina Bifida, um mindestens 50 Prozent** zu senken. Entscheidend dafür ist allerdings der richtige Zeitpunkt und das damit verbundene Erreichen präventiv wirksamer Folatspiegel im Körper. Deshalb sollten alle Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten, an ihre Folatversorgung denken. Eine folatreiche Ernährung mit viel grünem Blattgemüse wie Brokkoli, Grünkohl, Spinat oder Blattsalaten sowie weiteren Lebensmitteln wie Tomaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Orangen, Kartoffeln und Eiern schafft eine gute Basis. Ein Tipp ist zudem die Verwendung von Jodsalz mit Folsäure im Haushalt. Ergänzend zur Ernährung empfehlen der Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit und Fachgesellschaften die Einnahme von Folsäure in Tablettenform. „Frauen, die schwanger werden wollen oder können, sollen demnach Minimum vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn mit der Einnahme von mindestens 400 Mikrogramm Folsäure beginnen. Wer erst kurz vor oder bei Schwangerschaftsbeginn mit der Einnahme starten kann, dem werden 800 Mikrogramm am Tag empfohlen“, erklärt Dr. Rißmann.   

Folsäure – ein Thema für viele Lebenslagen 

Wie und wo Frauen über Folsäure erfahren, ist unterschiedlich: Laut Umfrage hören 38 Prozent der Befragten erstmals in der gynäkologischen Praxis davon – bei Frauen mit Kind sind es sogar 71 Prozent. Auch Familie und Freundeskreis spielen eine Rolle: 27 Prozent nennen ihr persönliches Umfeld als Informationsquelle. Das zeigt, wie wichtig es ist, das Thema frühzeitig und wiederholt in verschiedenen Lebenssituationen anzusprechen – nicht erst bei Feststellung einer Schwangerschaft. Umso wichtiger ist eine vorausschauende Folatversorgung. 

* Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 20. und 28.03.2025 insgesamt 797 Frauen befragt. 

**Obeid R. et al. (2016) Folate status and health: challenges and opportunities. J. Perinat. Med; 44(3): 261–268, DOI: 10.1515/jpm-2014-0346  

Immer noch kein nationales Fehlbildungsmonitoring

Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit fordert bessere Daten und mehr Prävention

Jedes Jahr am 3. März rückt der Weltfehlbildungstag die Prävention angeborener Fehlbildungen in den Fokus. Doch trotz langjähriger Bemühungen sind die Fallzahlen von angeborenen Fehlbildungen, wie Neuralrohrdefekten, seit vielen Jahren unverändert. Dies zeigt der aktuelle Jahresbericht des Fehlbildungsmonitorings Sachsen-Anhalt. Die Gründe dafür sind oftmals ein unzureichendes Problembewusstsein und die schleppende Umsetzung von Präventionsmaßnahmen. Um das zu verbessern, ist unter anderem eine bessere Datenlage notwendig. „In Deutschland fehlt nach wie vor ein flächendeckendes Fehlbildungsmonitoring. Doch das wäre wünschenswert, um ein vollständiges Bild über das tatsächliche Ausmaß, aber auch Risikofaktoren, regionale Unterschiede und Trends zu bekommen“, betont Privatdozentin Dr. Anke Rißmann, Sprecherin des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit und Leiterin des deutschlandweit einzigen populationsbasierten Fehlbildungsmonitorings in Sachsen-Anhalt. „Durch solche bundesweiten Daten könnten wir medizinische Fachkreise und Risikogruppen noch besser informieren sowie gezielter Präventionsmaßnahmen entwickeln oder optimieren. Ebenso könnten wir deren Effektivität kontrollieren“, so die Kinderärztin der Universitätsmedizin Magdeburg weiter. Ein Beispiel für eine einfache und effektive Maßnahme ist die Supplementierung von Folsäure bereits vor einer Schwangerschaft, um das Risiko für angeborene Fehlbildungen, wie Neuralrohrdefekte, zu senken.

Häufigkeit von Neuralrohrdefekten weiterhin unverändert

Laut dem aktuellen Bericht des Fehlbildungsmonitorings Sachsen-Anhalt liegt die Prävalenz von Neuralrohrdefekten seit Jahren bei rund 1 von 1.000 Schwangerschaften – dies ist mit den europäischen Daten vergleichbar. Ein Neuralrohrdefekt entsteht in den ersten Schwangerschaftswochen, wenn sich das Neuralrohr, aus dem sich im Schwangerschaftsverlauf das Gehirn und Rückenmark entwickeln, unvollständig oder gar nicht schließt. Eine der häufigsten Formen ist die Spina bifida, auch als „offener Rücken“ bekannt, die lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen und Behinderungen mit sich bringen kann.

Folsäure hat großes Präventionspotenzial

Mindestens 50 Prozent der Neuralrohrdefekte könnten durch eine folatreiche Ernährung und die zusätzliche Einnahme von Folsäure vor und während der Schwangerschaft vermieden werden. „Viele Frauen wissen nicht, dass der Körper bereits vor der Schwangerschaft ausreichend mit Folat versorgt sein muss, um das Risiko eines Neuralrohrdefekts zu senken“, sagt Dr. Rißmann. Daher empfehlen zahlreiche medizinische Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen Frauen mit Kinderwunsch, mindestens vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn, täglich 400 Mikrogramm Folsäure einzunehmen und das wenigstens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels. Wer erst kurz vor oder bei Schwangerschaftsbeginn mit der Einnahme starten kann, dem werden 800 Mikrogramm am Tag empfohlen. Für eine gute Ausgangsbasis sorgt eine folatreiche Ernährung: Besonders grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte und mit Folsäure angereichertes Jodsalz können zur Versorgung beitragen. Die Ernährung allein reicht jedoch nicht aus, um den erhöhten Folatbedarf in der Schwangerschaft zu decken. Daher rät Dr. Rißmann allen Frauen, spätestens ab Kinderwunsch auf ihre Folatversorgung zu achten und frühzeitig Folsäure zu supplementieren.

Quellen:

  • Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt: Jahresbericht 2023. http://www.angeborene-fehlbildungen.com/monz_mm/Dokumente/Jahresberichte/Bericht2023_WEB.pdf (Letzter Zugriff 29.01.2025)
  • EUROCAT: Prevalence charts and tables. https://eu-rd-platform.jrc.ec.europa.eu/eurocat/eurocat-data/prevalence_en (Letzter Zugriff 30.01.2025)
  • Obeid R. et al. (2016) Folate status and health: challenges and opportunities. J. Perinat. Med; 44(3): 261–268, DOI: 10.1515/jpm-2014-0346
  • Hans J., Abul-Khaliq, Obeid R. (2021) Der Zusammenhang zwischen Folsäuresupplementierung in der Schwangerschaft und angeborenen Herzfehlern. Gyne, 6/2021, S.23-27
  • Koletzko B et al. (2018) Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(12): 1262-1282. DOI: 10.1055/a-0713-1058

Risiko für angeborene Fehlbildungen senken

Welt-Spina-bifida-und-Hydrozephalus-Tag* lenkt Blick auf die Versorgung und Prävention von Neuralrohrdefekten 

„Gemeinsam Lücken überbrücken“ (Bridging Gaps Together), so lautet das Motto des Welt-Spina-bifida-und-Hydrozephalus-Tags 2024. Damit möchte der weltweite Aktionstag am 25. Oktober auf die immer noch bestehenden Lücken in der Versorgung von Spina bifida-Patienten aber auch auf ungenutztes Präventionspotenzial in Bezug auf diese angeborenen Fehlbildungen aufmerksam machen.  

Doch was ist eine Spina bifida eigentlich? „Es handelt sich dabei, um eine Verschlussstörung des sogenannten Neuralrohrs. Also eine Fehlbildung an der Gewebestruktur, aus dem sich im Verlauf der Schwangerschaft das Gehirn und Rückenmark entwickelt. Den meisten dürfte sie unter dem umgangssprachlichen Begriff ‚offener Rücken‘ bekannt sein“, sagt Privatdozentin Dr. Anke Rißmann, Sprecherin des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit**. „Eine Spina bifida kann in den ersten Schwangerschaftswochen entstehen. Zu den möglichen Ursachen gehört unter anderem ein unzureichender Folatspiegel der Mutter“, so die Kinderärztin und Leiterin des Fehlbildungsmonitorings an der Universitätsmedizin Magdeburg weiter. Die Folgen der Verschlussstörung können lebenslange und mitunter schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen und Behinderungen sein. Das Risiko für Neuralrohrdefekte in der Schwangerschaft, wie Spina bifida, kann allerdings deutlich gesenkt werden. Dafür kommt es unter anderem auf eine frühzeitige und bedarfsgerechte Versorgung mit Folat an, welches zu den B-Vitaminen zählt und sowohl natürliche Folate als auch die stabilere Folsäure umfasst. 

Prävention beginnt mit folatreicher Ernährung und Folsäure 

„In Deutschland kommt es bei rund einer von 1.000 Schwangerschaften nach wie vor zu einem Neuralrohrdefekt. Die frühzeitige und bedarfsgerechte Folatversorgung könnte mindestens 50 Prozent der Fälle vermeiden“, betont Dr. Rißmann. Eine folatreiche Ernährung mit viel grünem Blattgemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sowie der bevorzugten Verwendung von mit Folsäure angereichertem Jodsalz ermöglichen eine gute Ausgangsbasis. Doch mit Blick auf eine Schwangerschaft reicht die Versorgung über die Ernährung allein nicht aus, denn direkt mit der Empfängnis steigt der Bedarf an Folat. „Daher sollen alle Frauen mit Kinderwunsch und darüber hinaus unbedingt an die ergänzende Einnahme von Folsäure denken, um für ausreichende Folatspiegel im Körper zu sorgen“, erklärt Dr. Rißmann und fügt hinzu: „Für alle Frauen, die schwanger werden möchten und könnten, gilt deswegen die Empfehlung, neben einer folatreichen Ernährung mindestens 400 Mikrogramm Folsäure am Tag in Tablettenform einzunehmen.“ Beginnen sollte die zusätzliche Einnahme mindestes vier Wochen, besser noch drei Monate, vor einer Schwangerschaft. Wer erst kurz vorher oder mit Schwangerschaftsbeginn starten kann, sollte sich ärztlich oder in der Apotheke beraten lassen und 800 Mikrogramm Folsäure am Tag einnehmen. Diese einfache Präventionsmaßnahme führt zu einer guten Versorgung mit Folat und senkt das Risiko für Spina bifida und andere angeborene Fehlbildungen erheblich. 

 

*Der Welttag der Spina Bifida und des Hydrocephalus (WSBHD) wurde von der Generalversammlung der Internationalen Föderation für Spina Bifida und Hydrocephalus (IF) 2011 in Guatemala ins Leben gerufen, um das Bewusstsein und das Verständnis für Spina Bifida und Hydrocephalus (SBH) zu fördern. 

Quellen: 

  • Obeid R. et al. (2016) Folate status and health: challenges and opportunities. J. Perinat. Med; 44(3): 261–268, DOI: 10.1515/jpm-2014-0346 
  • Koletzko B et al. (2018) Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(12): 1262-1282. DOI: 10.1055/a-0713-1058