Welt-Spina-bifida-und-Hydrozephalus-Tag* lenkt Blick auf die Versorgung und Prävention von Neuralrohrdefekten
„Gemeinsam Lücken überbrücken“ (Bridging Gaps Together), so lautet das Motto des Welt-Spina-bifida-und-Hydrozephalus-Tags 2024. Damit möchte der weltweite Aktionstag am 25. Oktober auf die immer noch bestehenden Lücken in der Versorgung von Spina bifida-Patienten aber auch auf ungenutztes Präventionspotenzial in Bezug auf diese angeborenen Fehlbildungen aufmerksam machen.
Doch was ist eine Spina bifida eigentlich? „Es handelt sich dabei, um eine Verschlussstörung des sogenannten Neuralrohrs. Also eine Fehlbildung an der Gewebestruktur, aus dem sich im Verlauf der Schwangerschaft das Gehirn und Rückenmark entwickelt. Den meisten dürfte sie unter dem umgangssprachlichen Begriff ‚offener Rücken‘ bekannt sein“, sagt Privatdozentin Dr. Anke Rißmann, Sprecherin des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit**. „Eine Spina bifida kann in den ersten Schwangerschaftswochen entstehen. Zu den möglichen Ursachen gehört unter anderem ein unzureichender Folatspiegel der Mutter“, so die Kinderärztin und Leiterin des Fehlbildungsmonitorings an der Universitätsmedizin Magdeburg weiter. Die Folgen der Verschlussstörung können lebenslange und mitunter schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen und Behinderungen sein. Das Risiko für Neuralrohrdefekte in der Schwangerschaft, wie Spina bifida, kann allerdings deutlich gesenkt werden. Dafür kommt es unter anderem auf eine frühzeitige und bedarfsgerechte Versorgung mit Folat an, welches zu den B-Vitaminen zählt und sowohl natürliche Folate als auch die stabilere Folsäure umfasst.
Prävention beginnt mit folatreicher Ernährung und Folsäure
„In Deutschland kommt es bei rund einer von 1.000 Schwangerschaften nach wie vor zu einem Neuralrohrdefekt. Die frühzeitige und bedarfsgerechte Folatversorgung könnte mindestens 50 Prozent der Fälle vermeiden“, betont Dr. Rißmann. Eine folatreiche Ernährung mit viel grünem Blattgemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sowie der bevorzugten Verwendung von mit Folsäure angereichertem Jodsalz ermöglichen eine gute Ausgangsbasis. Doch mit Blick auf eine Schwangerschaft reicht die Versorgung über die Ernährung allein nicht aus, denn direkt mit der Empfängnis steigt der Bedarf an Folat. „Daher sollen alle Frauen mit Kinderwunsch und darüber hinaus unbedingt an die ergänzende Einnahme von Folsäure denken, um für ausreichende Folatspiegel im Körper zu sorgen“, erklärt Dr. Rißmann und fügt hinzu: „Für alle Frauen, die schwanger werden möchten und könnten, gilt deswegen die Empfehlung, neben einer folatreichen Ernährung mindestens 400 Mikrogramm Folsäure am Tag in Tablettenform einzunehmen.“ Beginnen sollte die zusätzliche Einnahme mindestes vier Wochen, besser noch drei Monate, vor einer Schwangerschaft. Wer erst kurz vorher oder mit Schwangerschaftsbeginn starten kann, sollte sich ärztlich oder in der Apotheke beraten lassen und 800 Mikrogramm Folsäure am Tag einnehmen. Diese einfache Präventionsmaßnahme führt zu einer guten Versorgung mit Folat und senkt das Risiko für Spina bifida und andere angeborene Fehlbildungen erheblich.
*Der Welttag der Spina Bifida und des Hydrocephalus (WSBHD) wurde von der Generalversammlung der Internationalen Föderation für Spina Bifida und Hydrocephalus (IF) 2011 in Guatemala ins Leben gerufen, um das Bewusstsein und das Verständnis für Spina Bifida und Hydrocephalus (SBH) zu fördern.
Quellen:
- Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt: Jahresbericht 2022. https://www.angeborene-fehlbildungen.com/monz_mm/Dokumente/Jahresberichte/Bericht2022_WEB.pdf (Letzter Zugriff 21.02.2024)
- Obeid R. et al. (2016) Folate status and health: challenges and opportunities. J. Perinat. Med; 44(3): 261–268, DOI: 10.1515/jpm-2014-0346
- Koletzko B et al. (2018) Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(12): 1262-1282. DOI: 10.1055/a-0713-1058