In einer neuen Folge des Podcasts „Expertise A“ von Apotheke adhoc spricht der Sprecher des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit über die Prävention von Neuralrohrdefekten (NRD). Ca. 95 % der Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland erreichen nicht die von der Weltgesundheitsorganisation zur Prävention von Neuralrohrdefekten empfohlenen Folatwerte.1 Im Falle einer Schwangerschaft haben sie damit ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Kindes mit NRD. Seit Jahren ist eine zusätzliche Zufuhr von 400 µg Folsäure pro Tag ab mindestens 4 Wochen vor der Schwangerschaft empfohlen. Doch viele Menschen wissen dies nicht. Außerdem ist etwa die Hälfte der Schwangerschaften ungeplant. Im Podcast bespricht Dr. Burkhard Lawrenz, wie die Versorgung mit Folsäure verbessert werden kann. Die Podcastfolge können Sie hier herunterladen.
Aufklären, erinnern, erklären
Der Nutzen von Folsäure für die Vermeidung von Neuralrohrdefekten ist wenig bekannt. Ein Grund dafür ist, dass Foeten mit Neuralrohrdefekten oft schon frühzeitig abgetrieben werden.2 „Wir Ärzte müssen in unseren Praxen immer wieder das Thema ansprechen: ‘Wenn Sie schwanger werden wollen, nehmen Sie am besten schon Folsäure ein, bevor Sie mit der Verhütung aufhören!‘“, betont Lawrenz. Auch in der Offizin sieht er einen möglichen Ansatzpunkt. „Wenn Kundinnen und Kunden einen Schwangerschaftstest oder Fruchtbarkeitsmedikamente kaufen, kann die Apothekerin oder die PTA sie auf die Folsäure-Supplementation ansprechen.“ Auch das Rezept einer Anti-Baby-Pille könnten sie als Anlass nutzen. „Hier ist natürlich Fingerspitzengefühl gefragt. Doch schon vor Absetzen der Pille sollten Frauen idealerweise mit der Folsäure-Supplementation beginnen.“
Folsäure und Ernährung
Wer Folsäure über die Ernährung aufnehmen will, der sollte beim Speiseplan auf Kohlgemüse, Leber und Hülsenfrüchte setzen. „Doch auch dann erreicht man die vor einer Schwangerschaft notwendigen, präventiv wirkenden Folsäuremengen nur sehr schwer“, erläutert Lawrenz. „Viele Berufstätige haben kaum noch Zeit, zu Hause frisch zu kochen, sondern essen unterwegs oder in der Kantine.“ Einen Trick, um die Folsäureversorgung leicht zu verbessern gibt es jedoch: Statt normalem Salz kann Speisesalz mit Folsäure verwendet werden. „Wichtig ist, dass Sie nicht die Salzaufnahme im Allgemeinen erhöhen, sondern wenn Sie zusalzen, Folsäure-Salz nehmen.“ Schon 1 g Salz, also etwa ein halber Teelöffel, enthalten 100 µg Folsäure. Auch gut: Mit Folsäure angereichertes Salz enthält auch Jod. Das nicht nur wichtig für die Schilddrüse, sondern auch für die Gehirnentwicklung des heranwachsenden Kindes.
Richtige Supplementation
Ist eine Schwangerschaft geplant, sollten die Wunsch-Eltern trotzdem auf Folsäure-Supplementierung achten. „Frauen mit Kinderwunsch können sich in der Apotheke oder der Drogerie beraten lassen“, sagte der Experte. „Hier können sie sicher sein, geprüfte Produkte zu erhalten.“ Allgemein gilt, dass die Supplementierung spätestens 4 Wochen vor der Empfängnis begonnen und in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten fortgesetzt werden sollte. Der AK Folsäure rät sogar zu 3 Monaten Supplementierung vor der Schwangerschaft. Wurde bei einer vorhergehenden Schwangerschaft bereits ein Neuralrohrdefekt festgestellt, sollten 4 bis 5 mg Folsäure eingenommen werden. Eine längerfristige Einnahme hoher Dosen Folsäure ist nicht mit Risiken verbunden.3
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*Folat und Folsäure: Die verschiedenen folatwirksamen Verbindungen in Lebensmitteln bezeichnen Experten mit dem Sammelbegriff Folat(e). Folsäure ist die synthetische Form, die bei der Anreicherung von Lebensmitteln zugesetzt wird oder in Supplementen enthalten ist. Beides sind Provitamine, die im Körper erst durch metabolische Prozesse zu den bioaktiven Folat-Formen umgewandelt werden.
Quellen:
- Krems C, Walter C, Heuer T, Hoffmann I: Lebensmittelverzehr und Nährstoffzufuhr – Ergebnisse der Nationalen Verzehrsstudie II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 12. Ernährungsbericht 2012. Bonn (2012) 40-85
- http://www.angeborene-fehlbildungen.com/monz_mm/Bericht_2018.pdf
- Obeid R, Oexle K, Rißmann A, Pietrzik K, Koletzko B. (2016): Folate status and health: challenges and opportunities. J Perinat Med. Apr 1;44(3):261-8. doi: 10.1515/jpm-2014-0346.
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