Die meisten Kinder werden im Dezember gezeugt: Jetzt mit Folsäure/Folat vorsorgen und Fehlbildungen verhindern

Paar im Bett

Ganz wichtig für alle, die Nachwuchs planen: Bereits vor der Schwangerschaft sollten Frauen ausreichend Folat bzw. Folsäure über gesunde Ernährung, angereicherte Grundnahrungsmittel und Supplemente zu sich nehmen.

In der kalten Jahreszeit knistert und lodert nicht nur das Feuer im Kamin. Für viele Paare bleibt das kuschelige Zusammensein im Winter nicht ohne Folgen. Denn zum Jahresende hin werden traditionell viele Kinder gezeugt.1 Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung2 ergaben, dass der September der Monat ist, in dem die meisten Kinder zur Welt kommen, nämlich neun Prozent aller Lebendgeborenen. Im Umkehrschluss heißt das: Frauen werden am häufigsten im Dezember schwanger. Ganz wichtig für alle, die Nachwuchs planen: „Bereits vor der Schwangerschaft sollten Frauen ausreichend Folat bzw. Folsäure* über gesunde Ernährung, angereicherte Grundnahrungsmittel und zusätzlich in Form von Supplementen zu sich nehmen. So lassen sich schwere kindliche Fehlbildungen verhindern“, sagt Prof. Dr. Rima Obeid, stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Folsäure und Gesundheit (www.ak-folsaeure.de).

Folsäure – das Schwangerschaftsvitamin
„Seit mehr als 20 Jahren ist bekannt, dass eine gute Folatversorgung das ungeborene Kind vor Neuralrohrdefekten wie Spina bifida schützen kann“, erklärt Obeid. Doch noch immer seien davon in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise 700 bis 1.000 Schwangerschaften betroffen. Darüber hinaus werde vermutet, dass das B-Vitamin bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder Fehlbildungen des kindlichen Herzens ebenfalls einen protektiven Effekt habe. Was alle Frauen mit Kinderwunsch wissen sollten: Bereits zu Beginn der Schwangerschaft muss ein ausreichend hoher Folatspiegel im Blut (sogenannter Serumfolatspiegel) aufgebaut worden sein, da sich schon in den ersten Schwangerschaftswochen Organe und Körpersysteme des Embryos beginnen auszubilden. Das Problem laut Obeid: „Anstatt wie empfohlen schon ab Kinderwunsch starten viele Frauen mit der Einnahme von Folsäure erst, nachdem sie wissen, dass sie schwanger sind.“

Empfehlung: Frühzeitige Folsäure-Prophylaxe
Wer eine Schwangerschaft plant, sollte an Folsäure denken: „Generell sollten alle Frauen bereits ab Kinderwunsch täglich ein Präparat mit mindestens 400 µg Folsäure einnehmen, wenigstens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels“, rät Obeid. Es könne zudem nützlich sein, die Supplementation während der Stillzeit fortzuführen. Denn die Mutter gebe beim Stillen viel Folat an den Säugling weiter – für rasches Wachstum und vermehrte Zellteilung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Verbrauchern, täglich 300 Mikrogramm Folat zu sich zu nehmen. In der Schwangerschaft und der Stillzeit liegen die Tageswerte mit 550 bzw. 450 Mikrogramm noch einmal deutlich darüber.3 Zum Vergleich: 300 Mikrogramm stecken zum Beispiel etwa in sieben Orangen à 180 Gramm oder 1,4 Kilogramm Tomaten. Über die tägliche Ernährung sind die meisten Deutschen nicht ausreichend mit Folat versorgt. Die Hälfte nimmt weniger als 200 Mikrogramm zu sich.4

Folsäure-Einnahme: Wissensdefizite in Bevölkerung
Studien zufolge gibt es große Wissensdefizite in der Allgemeinbevölkerung zur Bedeutung des B-Vitamins für die Schwangerschaft. Bei einer Erhebung des Bundesinstituts für Risikobewertung5 wusste weniger als die Hälfte der Befragten, die den Begriff „Folsäure“ schon gehört hatten, dass dies ein Vitamin ist. Nur jede zweite Teilnehmerin mit Kinderwunsch konnte sich vorstellen, Folsäure-Präparate wie empfohlen einzunehmen. Vielfach gab es unbegründete Sorgen wie generelle Bedenken gegen Tabletten, Furcht vor Nebenwirkungen oder Zweifel an der Wirksamkeit. „Die rechtzeitige Umsetzung der Folsäure-Empfehlungen im gebärfähigen Alter sind aber von großer Bedeutung für die Prävention von kindlichen Fehlbildungen“, sagt Obeid. Der Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit setzt sich daher dafür ein, das Wissen zu Folsäure/Folat sowie die Versorgung damit in Deutschland zu verbessern.


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* Folat und Folsäure: Die verschiedenen folatwirksamen Verbindungen in Lebensmitteln bezeichnen Experten mit dem Sammelbegriff Folat(e). Folsäure ist die Bezeichnung für die Vitaminform, die bei der Anreicherung von Lebensmitteln zugesetzt wird oder in Supplementen enthalten ist.


Quellen:

1)Statistisches Bundesamt: Broschüre „Geburten in Deutschland 2012“, Ausgabe 2012
2)Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: Werden an Weihnachten die meisten Kinder gezeugt? (Link, abgerufen am 18.09.2014)
3)Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Kapitel Folat. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. 1. Auflage, 5. korrigierter Nachdruck, 2013, Link
4)Krems C, Walter C, Heuer T, Hoffmann I: Lebensmittelverzehr und Nährstoffzufuhr – Ergebnisse der Nationalen Verzehrsstudie II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 12. Ernährungsbe-richt 2012. Bonn (2012) 40-85
5)Kowoll S. et al. (Bundesinstitut für Risikobewertung): Wissensstand von jungen Erwachsenen über die Bedeutung von Folsäure zur Prävention von Neuralrohrdefekten, Poster anlässlich der 13. Dreiländertagung von ÖGE, DGE und SGE:, 27.-28.09.2012, Wien

06. November 2014

Abdruck honorarfrei / Beleg erbeten

Mehr als Schwangerschaftsvorsorge: Folsäure und weitere B-Vitamine können das Schlaganfallrisiko senken

Paar am Strand

Meta-Analyse zeigt Reduktion um zwölf Prozent / Häufige Todesursache / Deutsche nehmen zu wenig Folsäure zu sich / Arbeitskreis Folsäure und Gesundheit klärt auf und gibt Tipps

Frankfurt am Main, 26. Februar 2013 (akfg) – Das Netzwerk „Gesund ins Leben“ empfiehlt Folsäure zur Schwangerschaftsvorsorge,1 das B‑Vitamin kann Kinder im Mutterleib vor schweren Fehlbildungen bewahren. Doch das scheint nicht der einzige Nutzen zu sein: Eine große Meta-Analyse weist darauf hin, dass die Einnahme von B‑Vitaminen wie Folsäure, B6 und B12 bei Patienten mit Gefäßkrankheiten offenbar auch das Schlaganfallrisiko reduzieren kann.2 Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, betroffen sind meist ältere Personen.3,4 „Egal ob jung oder alt, die Deutschen nehmen zu wenig Folsäure bzw. Folat zu sich,“5 sagt Prof. Dr. Berthold Koletzko, München, Sprecher des Arbeitskreises Folsäure und Gesundheit, der sich für eine bessere Versorgung einsetzt (www.ak-folsaeure.de). Zu den Tipps des Arbeitskreises zählt, bei den Grundnahrungsmitteln (zum Beispiel beim Speisesalz) solche Angebote zu wählen, die mit Folsäure angereichert sind.

Der Meta-Analyse wurden 19 Studien mit insgesamt 47.921 Patienten mit vorbestehender Gefäßerkrankung zugrunde gelegt.2 Erhielten Personen gezielt B-Vitamine wie Folsäure, B6 und B12, sank das Risiko für einen Schlaganfall signifikant um zwölf Prozent, verglichen mit Patienten ohne zusätzliche Vitaminzufuhr. Die Studien dauerten 6 bis 85 Monate, waren randomisiert und wurden in der Mehrzahl doppelblind und placebokontrolliert durchgeführt. Die vor Schlaganfall schützende Wirkung lässt sich möglicherweise damit erklären, dass B-Vitamine wie Folsäure den Homocystein-Spiegel im Blut senken. Das Stoffwechselprodukt Homocystein steht im Verdacht, in zu hoher Konzentration die Blutgefäße zu schädigen.

Jährlich erleiden weit über 200.000 Deutsche einen Schlaganfall. Er ist nicht nur eine der häufigsten Todesursachen, sondern auch einer der häufigsten Gründe für erworbene Behinderung.3 Mit dem Alter erhöht sich das Risiko. Das Robert-Koch-Institut rechnet wegen des demographischen Wandels mit steigenden Fallzahlen.4 „In der Prävention können B-Vitamine wie Folsäure möglicherweise eine wichtige Rolle spielen“, so Koletzko. „Wünschenswert sind Studien zum präventiven Effekt bei gesunden Personen ohne vorherige kardiovaskuläre Erkrankung.“ In den USA wird seit 1998 Mehl obligatorisch mit Folsäure angereichert. Einer Erhebung aus dem Jahre 2006 zufolge könnte dadurch die Zahl tödlicher Schlaganfälle jährlich um rund 13.000 gesunken sein.6 In Deutschland wird Mehl derzeit nicht angereichert. Trotzdem kann jeder Verbraucher auch jetzt schon selbst vorsorgen.

Tipps für eine gute Versorgung

Um die Versorgung mit Folsäure/Folat zu verbessern, rät Koletzko: „Täglich frisches Obst und Gemüse, am besten fünf Mal und teilweise als Rohkost. Viel Folat enthalten beispielsweise Blattsalat, Spinat, Kohlgemüse, Tomaten und Orangen sowie Vollkornprodukte oder Hülsenfrüchte. Die Lebensmittel möglichst kurz und schonend garen (dünsten oder dämpfen), um das Vitamin zu erhalten. Außerdem sollten im Haushalt mit Folsäure angereicherte Grundnahrungsmittel (z. B. Speisesalz) verwendet werden. Davon profitieren alle Altersgruppen. Für Frauen, die sich Kinder wünschen, gilt, dass sie zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure/Folat (Tagesdosis mindestens 400 µg) aus der Apotheke nehmen sollten1.“

Folsäure und Folat

Das lebenswichtige B-Vitamin Folat bzw. Folsäure kann unser Körper nicht selbst bilden. Die verschiedenen folatwirksamen Verbindungen in Lebensmitteln bezeichnen Experten mit dem Sammelbegriff Folat(e). Folsäure ist die Bezeichnung für die Vitaminform, die bei der Anreicherung von Lebensmitteln zugesetzt wird. Weitere Informationen zum Thema erhalten interessierte Verbraucher beim Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit, der vor mehr als 10 Jahren von Wissenschaftlern und Präventionsmedizinern ins Leben gerufen wurde (www.ak-folsaeure.de).

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Quellen:

  1. Koletzko B. et al.: Ernährung in der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie. aid infodienst e.V. 2012, Bestell-Nr. 3589
  2. Huang T et al.: Meta-analysis of B vitamin supplementation on plasma homo-cysteine, cardiovascular and all-cause mortality. Clin Nutr 2012; 31(4): 448-454
  3. Heuschmann PU et al.: Schlaganfallhäufigkeit und Versorgung von Schlaganfallpatienten in Deutschland. Akt Neurol 2010; 37:333-340
  4. Robert Koch-Institut (Hrsg), Gesundheit in Deutschland, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Kapitel 1.2.2.2 Schlaganfall, Robert Koch-Institut, Berlin, 2006
  5. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht Teil 2, Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, 2008
  6. Yang Q et al.: Improvement in Stroke Mortality in Canada and the United States, 1990 to 2002. Circulation 2006; 113:1335-1343

26. Februar 2013

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