Dies zeigt eine Umfrage des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit und sieht Frauenärzt*innen als Schlüssel zur Prävention
Frankfurt am Main, 12.06.2025 – Folsäure spielt eine entscheidende Rolle für die embryonale und fetale Entwicklung. Dieser Fakt ist auch bei Frauen im gebärfähigen Alter grundsätzlich bekannt: Laut einer repräsentativen Umfrage* des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov gaben vier von fünf der befragten Frauen (82 Prozent) zwischen 16 und 45 Jahren an, von der Bedeutung von Folsäure in der Schwangerschaft gehört zu haben. Doch nur jede zweite (53 Prozent) kennt den konkreten Zusammenhang mit der Risikosenkung für angeborene Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte.
„Neuralrohrdefekte, wie zum Beispiel die Spina bifida, entstehen zwischen der dritten und vierten Schwangerschaftswoche. Also noch bevor viele Frauen überhaupt wissen, dass sie schwanger sind“, erklärt Privatdozentin Dr. Anke Rißmann, Sprecherin des Arbeitskreises und Leiterin des Fehlbildungsmonitoring an der Universitätsmedizin Magdeburg. „In Deutschland ist immer noch rund eine von 1.000 Schwangerschaften davon betroffen. Mindestens die Hälfte wäre durch präventiv wirksame Folatspiegel vermeidbar.“ Um diese Werte zu erreichen, kommt es neben einer generell folatreichen Ernährung auf eine prä- und perikonzeptionelle Folsäuresupplementierung an.
Die Umfrage zeigt auch deutliche Altersunterschiede: Während 85 Prozent der 30- bis 45-jährigen Frauen die Bedeutung von Folsäure kennen, sind es bei den 16- bis 29-Jährigen nur 69 Prozent. Noch deutlicher wird der Unterschied beim Wissen um die Risikosenkung für Fehlbildungen: Nur 34 Prozent der jüngeren Frauen (16–29 Jahre) wissen, dass Folsäure wichtig ist, um das Risiko für angeborene Fehlbildungen (z. B. Neuralrohrdefekt) beim Kind zu senken – im Vergleich zu 57 Prozent bei den Frauen ab 30 Jahren. „Gerade junge Frauen sollten frühzeitig erreicht und kontinuierlich über das präventive Potenzial von Folsäure aufgeklärt werden, idealerweise lange bevor eine Schwangerschaft konkret wird“, sagt Dr. Rißmann. Doch wo erfahren Frauen davon? 38 Prozent der befragten Frauen nannten die gynäkologische Praxis als den Ort, wo sie von der Bedeutung von Folsäure gehört haben. Bei Frauen mit Kind sogar 71 Prozent. Auch wenn Familie und Freundeskreis zudem eine Rolle spielen – für 27 Prozent war das persönliche Umfeld die erste Informationsquelle – ist der gynäkologische Kontext entscheidend. „Gynäkologinnen und Gynäkologen sind die erste Anlaufstelle für viele Frauen. Ihre Beratung hat großes Gewicht. Damit kommt ihnen aber auch eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, Präventionspotenziale durch Folsäure zu verbreiten“, so Dr. Frank Thieme, Gynäkologe und Mitglied im Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit. „Viele Kolleginnen und Kollegen tun dies auch. Ergänzende Broschüren und andere Materialien können ihnen dabei helfen, die wichtigen Informationen nachhaltig an die Frau zu bringen.“
Frühzeitige Supplementierung entscheidend
Laut Robert Koch-Institut erreichen nur rund fünf Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter die von der WHO empfohlene präventiv wirksame Erythrozyten-Folatkonzentration von 400 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) *. „Ein ausreichender Folatspiegel ist nur durch frühzeitige Supplementation von mindestens 400 Mikrogramm Folsäure am Tag erreichbar. Allen Frauen mit Kinderwunsch soll zu rechtzeitigen Folsäuresupplementierung geraten werden, mindestens vier Wochen, aber am besten drei Monate vor Eintritt der Schwangerschaft“, erklärt Dr. Thieme. Bei kurzfristigem Kinderwunsch oder bereits bestehender Schwangerschaft werden 800 Mikrogramm Folsäure pro Tag empfohlen – nach ärztlicher Beratung. Für eine gute Basisversorgung kommt es auf eine folatreiche Ernährung mit grünem Blattgemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Zitrusfrüchten sowie der Verwendung von angereichtem Speisesalz in der heimischen Küche an.
Kostenfreies Praxismaterial bestellbar
Unter https://www.ak-folsaeure.de/mediathek/broschueren/ können Sie die Abgabekarten und ergänzendes Infomaterial kostenfrei bestellen. Ziel ist es, das Thema Folsäure-Supplementation und eine ausreichende Folatversorgung bei jungen Frauen frühzeitig ins Bewusstsein zu rücken – noch bevor eine Schwangerschaft konkret wird.
* Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 20. und 28.03.2025 insgesamt 797 Frauen befragt.
**Obeid R. et al. (2016) Folate status and health: challenges and opportunities. J. Perinat. Med; 44(3): 261–268, DOI: 10.1515/jpm-2014-0346